Statement von Fritz Waclawek.

Statements als Basis für das Gespräch am 25 11 2003 im Forum Stadtplanung:
gemeinsam mit Erich Bramhas habe ich das Forum Stadtplanung in den 70ern gegründet,
in meinem Büro fanden die Zusammenkünfte statt, Teilnehmer waren Wurzer Swoboda Meier Busek Lötsch Kainrath Hofmann Ullram Gehmacher usw.,
also Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft
(auch) bauliche Entwicklungen hängen von gesellschaftlichen und Ökonomischen Phänomenen ab.
strukturelle Änderungen entwickeln sich (meist) über Generationen, mit ihnen Werthaltungen: Wandel

Dehio – Bauwelt Fundamente 80
im Projektmanagement ist die Projektumfeldanalyse unverzichtbar.
Das ist – unter anderem – Teil meines Know hows.
Diese Projektumfeldanalyse, ausgedehnt auf ein Statement von Georg Dehio, von 1914,
gibt Einblick in das Entstehen von Wertungen im Zusammenhang mit Dankmalpflege und Renovation.
Die grundlegenden Arbeiten von Frau Elisabeth Lichtenberger machen die Entwicklung der
sozialen und baulichen Gestalt der Wiener Altstadt und der „Vorstädte“ nachvollziehbar –
in Ihrer Dynamik und Abhängigkeit, von Konstanten der Entwicklung, und vom „Wandel“.
Wandel z.B.
von der mittelalterlichen Stadt zur barocken Stadt,
zur Gründerzeit und Weltstadtbedeutung,
vom Bedeutungsverlust und der Relativierung der Grösse im Reigen der Megastädte.

Statements zu Sichtweisen und Entwicklung der Denkmalpflege Basis: Dehio- zu Beginn des 19. Jahrhunderts
die bauliche Entwicklung Wiens Lichtenberger
bauliche (soziale) Änderung

Elisabeth Lichtenberger
auf der Basis der Analyse gesellschaftlicher und ökonomischer Phänomene,
Entwicklung von der Bürgerstadt- Wirtschaftsbürger
zur Adelsstadt- intellektuelle Elite- Barocke Residenz;
Bürger / Zünfte „aus der Stadt“ Lebensbasis der bürgerlichen Oberschichte:
Rendite des Miethauswesens
Parzelle:
mittelalterlich- gotisch: Nebeneinander von schmalen und-
sozial differenziert- auch breiteren Grundstücken,
der Straßenraster ist stabil
die Höhen entwickeln sich in „Jahrhunderschritten“:
Änderung der Silhouette der Altstadt
1566 bis 4 Geschosse Mittel: 3 Geschosse
1664 bis 5 Geschosse Mittel 3-4 Geschosse
1795 bis 7 Geschosse Mittel 4-5 Geschosse
Anmerkung: neuer Bautyp: der Arkadenhof der Renaissance
Laubengangerschließung
Heiligenkreuzer Hof
Soziale Gliederung
mittelalterliche Bürgerstadt Konstanten sind: Straßenraster, Eigentumsverhältnisse
Wachstum, zur
Barocken Residenz Prägend: Bedrohung durch die Türken
Wien als stärkste Festung des Abendlandes
Grenzlage in Europa
1683 Wende langsame Vorstadtbildung-
trotz dem Bestreben des Hofquartieramtes
Abwandern des Gewerbes- Polyzentrale Entwicklung / Vorstadt
Entwicklung der Altstadt zur City Hinausdrängen des Hofstaates und des Beamtenstandes
Gründerzeit
Entfestigung, mit der Folge von Ringstrasse –
Regierungsviertel statt Adelsviertel –
Bodenpreisanstieg –
völliger Umbau des Bereiches Graben / Hoher Markt
Entwicklung von Hauptgeschäftsstrassen
Konstanten sind Klöster und Barockpaläste, …..
Besitz der &Öuml;ffentlichen Hand
ab 1918 verschwinden des Bankenviertels, Zeitungsviertels,
verschwinden von Betriebsstätten und
Wohnungen und höchstspezialisierte Dienstleistung
Dehio – Bauwelt Fundamente 80

Zeit
der Gedanke der Denkmalpflege ist in Wahrheit nicht älter als das 19. Jhdt. – 90
1830 ist die Zeitgrenze des von „Obrigkeitswegen betriebenen Denkmalfrevels“ – in Frankreich (94) 91
der „historische Geist“ im 19. Jhdt. (kultiviert die) Achtung vor der historischen Existenz – 91
Der Historismus des 19. Jhdts. hat aber außer seiner echten Tochter, der Denkmalpflege, ein illegitimes Kind gezeugt: das Restaurationswesen. Sie werden oft miteinander verwechselt, und sind doch Antipoden.
Die Denkmalpflege will Bestehendes erhalten,
die Restauration will Nichtbestehendes Wiederherstellen – „Fiktion“. –
„Man kann eben nur konservieren, was noch ist – was vergangen ist, kehrt nicht wieder“ – 97

Waclawek
die Losung lautet: nicht restaurieren, wohl aber konservieren – 98
Schutz und Pflege der Denkmäler auf internationaler Ebene sind eine Aufgabe der seit 1945 bestehenden UNESCO, seit 1965 ausgeweitet auf die ICOMOS (Intern Council of Monuments and Sites), 1972 Schutz der Kulter- und Naturerbes der Welt. (IUCN)
Dehio – Bauwelt Fundamente 80
Werte?
die Zerstörung der Werke älterer Kunstepochen ist nicht ohne weiteres ein Zeichen der Barbarei –
es kann auch Folge überströuml;mender Schaffenslust einer sich selbst vertrauenden Gegenwart sein – 90 anscheinend lediglich konservativ in seiner Tendenz, (Denkmalschutz) führt er zu Konsequenzen, die in „den Sozialismus weisen“ – und mit dem Liberalismus in Konflikt geraten lassen – 92
der Staat hat nicht Augen genug, er kann nicht all das Viele und Kleine , auf das es ankommt, sehen;
seine Organe sind auch nicht geschmeidig genug, den immer wechselnden örtlichen Verhältnissen sich prompt anzupassen. einen ganz wirksamen Schutz wird wird nur das Volk selbst ausüben, …-96
Von dem Augenblick ab, wo wir wieder eine klare und einheitliche Baukünstlerische Überzeugung haben werden – von diesem Augenblick ab wird der vom Hauptstrom der schaffenden Kunst verirrte Nebenarm, der unter dem Namen der Wiederherstellung unserer alten Denkmäler bedroht, in sein natürliches Bett zurückkehren. – 103

Positionen?
die Baukunst zerstört die Baukunst – „so war es immer, und man nahm es hin, wie eine Notwendigkeit“ – 89

Umgang?
Denkmalschutz ist nicht durchführbar ohne Beschränkung der Interessen des Verkehrs, der Arbeit, der individuellen Nützlichkeitsmotive – 94

Änderung / Wandel?
die Werte der bildenden Kunst sind in Bezug auf Dauer am schlechtesten gestellt, zu folge ihrer Doppelnatur;
das herrschende Recht berücksichtigt sie (nur) als körperliche Wesen,
ihr wahres Wesen ist doch ein geistiges –
das Interesse der Gesamtheit überwiegt ganz unermesslich das Interesse des Individuums – 92
Einen noch schwereren Stand haben die unbeweglichen Denkmäler – 93

Internationale Organisationen

Rezeption?
Verfeinerung des historischen Sensoriums? – 89

Fortschritt meint üblicherweise die Erhöhung des Produktions- und Leistungsvolumens pro Person und Zeiteinheit, der Fortschritt in der Güterversorgung und der soziale Fortschritt sind hievon abgeleitete Größen

„Für die industrialisierten Länder der westlichen Welt sind beim Übergang von der industriellen zur postindustriellen Gesellschaft Unternehmenskrisen alltäglich geworden. Vier Ursachen sind es: hausgemachte, wachstumsspezifische, konjunkturelle, strukturelle“. Dazu wird angemerkt:
sämtliche, heute im Unternehmen verwendeten Steuerungs- und Informationssysteme liefern fast ausschließlich operative „Rückspiegel-Daten.
Operative Daten sind für eine Unternehmensleitung systematisch irreführend; je günstiger das Bild der Vergangenheit, das die operativen Daten liefern, um so größer ist die Gefahr strategischer Fehler…
Strategische Fehler sind irreversibel. Sie sind deshalb nicht korrigierbar, weil vom Zeitpunkt ihres Aufscheinens im operativen Datenbereich an, nicht mehr genügend Zeit verbleibt, um noch sinnvoll zu reagieren. Die Fehlerkorrektur fordert daher immer Sonder- und Ausnahmemaßnahmen. (Unternehmenskrise)
Strategisches Management soll „hausgemachte Unternehmenskrisen“ verhindern, operatives Management verursacht „hausgemachte Unternehmenskrisen“.
Prognosen bilden eine wesentliche Grundlage für
Strategieformulierungen.

Symposium: die lebenswerte und nachhaltige Stadt der Zukunft
anlässlich des 100. Geburtstags von Victor Gruen
Spannungsfeld: WISSEN und GEWISSEN
RICHTIG und FALSCH

Zur gegenwärtigen Situation, und der Sicht der „Anderen“,
am Beispiel des Kyoto- Protokolls:
Die CH hat 2003 das Kyoto- Protokoll unterzeichnet – die USA wird nicht unterzeichnen.
Eines der von der ETH Zürich durchgerechneten Szenarien –
(das einzige, mit dem sich das CO² – Gesetz in der Schweiz erfüllen lässt)
geht von einer massiven CO² Abgabe für fossile Brennstoffe wie für Treibstoffe aus.
3/4 des Zielbetrages kann die effiziente Nutzung von Energie leisten,
die Umsetzung des CO² Gesetzes würde das Wirtschaftswachstum „kaum wahrnehmbar“ beeinträchtigen, sogar neue Arbeitsplätze schaffen, …
die Autoren fordern einen neue Betrachtung der Klimapolitik, diese sollte als Teil einer langfristig angelegten Innovationspolitik verstanden werden.
Grundsätze prozesshafter Planung formuliert:
Es wird nicht das Separierte angestrebt, sondern die Fähigkeit mit Wechselwirkungen umzugehen.
Es wird nicht das Umfassende angestrebt, sondern die Fähigkeit mit Selektivität umzugehen.
Es wird nicht Linearität angestrebt, sondern die Fähigkeit mit Kreisläufen umzugehen.
Es wird nicht Objektivität angestrebt, sondern die Fähigkeit mit Subjektivität umzugehen.
Es wird nicht Sicherheit angestrebt, sondern die Fähigkeit mit Unsicherheit umzugehen.
Es wird nicht ein Ziel angestrebt, sondern die Fähigkeit mit Vielfalt umzugehen.
Es wird nicht eine Entscheidung angestrebt, sondern die Fähigkeit mit Offenheit umzugehen.

Lösungen
Mehr Desselben,
weniger vom Selben,
mehr vom Gegenteil
sind beliebte Lösungsansätze
„moralisch kann man ja vielleicht sein – rational sicher nicht!“
Zitiert nach: R. Selten, Wirtschaftswissenschaftsnobelpreisträger:
„wir brauchen die Rationalität, um ein Problem genauer definieren zu können,
der Mensch möchte rational sein, er schafft es nur nicht. Er kann es grundsätzlich nicht schaffen. So wie er auch moralisch sein möchte. Das schafft ja auch niemand. Aber das ist vielleicht noch ein bisschen einfacher: Man kann ja ein Heiliger werden:
Aber voll rational kann man nicht werden.“

Das ZUP formuliert und bekennt sich zu Werten als Basis seiner Tätigkeit und
als Basis von „Wandel“: Wissen und Gewissen.

Die vom ZUP vorgeschlagene Zugrundelegung und Unterscheidung von unabänderlichen zwingenden Gegebenheiten und bedingt änderbaren, die als maßgebend definiert werden, können zukunftssichernde und verbindliche Basis sein.
Der auch im Zuge der Globalisierung „von der Industrie, Politik usw.“ vorgegebene und auf die „Produktlebenszeit“: eingeschränkte Zeitbegriff schließt diese vom ZUP als die unabänderlichen und bedingt änderbaren definierten Gegebenheiten aus. Wichtige Grenzen psychologischer, sozialer, personaler, menschlicher, weniger aber technischer und materieller Art werden aus der Betrachtung ausgeschlossen, so dass die Beschleunigung industrieller Trends verstärkt und unkontrolliert wirksam werden kann:

Ziele stehen nicht im Vorhinein fest
Die grundlegenden menschlichen Probleme sind ethische Probleme.
Dazu: zu den „Grundsätzen und Zielen“ des Allgemeinen (Österreichischen) Hochschulstudiengesetztes zählt (1994) Bildung durch Wissenschaft.
Studierende sollen jene „Haltung erwerben, die in sachlicher Einstellung, klarer Urteilsfähigkeit, intellektueller Redlichkeit und Toleranz sowie erhöhter Verantwortlichkeit gegenüber der Republik &Öuml;sterreich und der menschlichen Gesellschaft zum Ausdruck kommt.

„Städtebau ist unter den Wiener Architekten fast eine Marktlücke“
Zitat aus Forum, 2003; Adolf Krischanitz:
„Das städtebauliche Moment unterliegt als Disziplin immer mehr einer Vorgangsweise, in der das spektakuläre Einzelgebäude „alle Probleme durch eine Auffälligkeit“ löst.
Leute, die sich nachdrücklich mit der Stadt beschäftigen, werden nicht wirklich geschätzt.
übrig bleiben (oft) jene, denen die Stadt kein wirkliches Anliegen mehr ist, die kaum willens oder in der Lage sind, all diese komplexen Bezüglichkeiten zu einem durchaus radikalen Entwurf zu vernetzen.

Man sieht also, dass das Wort Veränderung sehr verschieden verwendet werden kann: Einmal die Veränderung von einem internen Zustand zu einem anderen, und gleichsam darüberstehend die Veränderung einer Veränderung, also die Veränderung eines Gesamtverhaltens.

Es liegt im Wesen der Tradition, Fortbestand von Werten und Verhaltensweisen zu sichern. In diesem Sinn hat sie die Funktion eines Einheitselementes. Dagegen liegt es im Wesen von Revolution, dass sie tiefgreifende Veränderungen herbeiführen. Revolutionäre Aktionen, die dieser Forderung nicht entsprechen, haben bewahrende Funktion.

Mit „mehr desselben“ als Rezept für gewünschte Änderungen wird oft die „Lösung“ zum Problem, boshaft könnte man als Planungsbetroffener sagen „mehr Bauordnung ist möglicherweise nicht Probleme, sondern schafft Bauordnungsprobleme“.
Allgemeiner: nach dem 4. Gruppengesetz ergibt die Kombination des Einheitselementes mit dem Inversen das Einheitselement. (In der Sprache der Kybernetik: negative Rückkopplung.) Viele versuchte [Änderungen scheitern eben daran, dass ein Wandel 1. Ordnung die gewünschte Änderung deswegen nicht bewirken kann, weil dazu die Struktur des Systems selbst geändert werden muss, was nur durch eine Veränderung 2. Ordnung möglich ist.

1. Das Bestehen einer Schwierigkeit wird geleugnet, das heißt eine Lösung ist notwendig, wird aber nicht einmal versucht.
2. Es wird versucht, eine Schwierigkeit zu lösen, die entweder unlösbar ist oder überhaupt nicht besteht. Der Lösungsversuch wird damit utopisch.
3. Eine Fehllösung wird dadurch begangen und ein Spiel ohne Ende dadurch herbeigeführt, dass entweder eine Veränderung 1. Ordnung dort versucht wird, wo die Lösung nur auf der nächsthöheren Stufe logischer Abstraktion gefunden werden kann oder es wird umgekehrt eine Lösung 2. Ordnung dort versucht, wo eine solcher 1. Ordnung angebracht wäre:
eine Lösung wird also auf der falschen Abstraktionsstufe angestrebt.
4. Die praktische Lösung eines praktischen Problems wird von der Erreichung eines Zieles abhängig zu machen, das fern, nicht erreichbar oder nicht erstrebenswert ist.

Das „mehr Staat“ wird mehrfach begründet mit:
der regulativen Ordnungsfunktion. Ohne diese zunehmende regulative Leistung würde die Kalkulierbarkeit und damit der Effekt des Wirtschaftsprozesses entscheidend gemindert.
der Legitimationsfunktion. Es handelt sich um die Aufgabe der sogenannten politischen Entscheidungsträger (sie entscheiden wenig und verantworten „alles“: die Arbeitslosigkeit, Fehlinvestitionen der privaten Wirtschaft, Versagen der Bürokratie, …)
der Infrastrukturfunktion. Schaffung der allgemeinen Vorbedingungen für wirtschaftliche Aktivitäten: qualifizierte Arbeitskräfte, Infrastrukturvoraussetzungen…
der Entsorgungsfunktion von z. B. externen Effekten einzelbetrieblich kalkulierter Industrieproduktion. Die Belastung von Luft und Wasser, das Abfallproblem und das Lärmproblem, das Auseinanderdriften von Regionen oder Wirtschaftssektoren im Hinblick auf deren „Niveau“ usw.