Ortsveränderungen werden zunehmen, sowohl durch Wanderung wie durch Platzwechsel.

Änderungen in der Einkommenslage (Aufstieg – Abstieg) wie in der Haushaltsstruktur (Partnerwechsel, Wegzug der Kinder) werden die Tendenzen zum Wohnungswechsel verstärken.

Die Nachfrage nach flexiblem Wohnungsangebot wird wachsen.

Differenzierung: die Ansprüche an das Wohnen werden sich stark auseinanderentwickeln, nach Lebensstil und Leistbarkeit. Einerseits gibt es eine wachsende Gruppe von Bewohnern, die verhältnismäßig viel in „ideales“ Wohnen investieren wollen und können,

und

auf der anderen Seite suchen immer mehr Leute (Zuwanderer, Jüngere, in Schwierigkeiten geratene) billige Wohnungen – und sind dabei bereit, in mancher Hinsicht auch Ansprüche (und zwar in sehr unterschiedlicher Weise) zu reduzieren: in der Ausstattung, Größe, Verkehrslage und Infrastruktur usw. Zwischen diesen Bedarfsbereichen bilden sich zunehmend charakteristische Nachfragestrukturen unterschiedlicher Art heraus.

Immer wichtiger wird es für die Bewohner, der zunehmenden Mobilität und Anonymität im engerem Wohnbereich durch sozialen Kontakt und stützende Gemeinschaft entgegenzuwirken. Das intensiviert den Wunsch, mit Verwandten und Freunden in Nachbarschaft wohnen zu können (Mehrgenerationenwohnen, Familienzusammenführung, Erleichterung von Wohnungstausch usw.). Damit wächst aber auch die Empfindlichkeit für das soziale Milieu im engeren Wohnbereich – was bei traditioneller Sozialisation möglichst soziale Homogenität bedingt, in einer modernen Alternativkultur aber auch ein multikulturelles Zusammenwohnen (nach eigener Wahl) bedeuten kann. Gerade in der jüngeren Generation nimmt die Bedeutung dieser sozialen Abstimmung stark zu, denn die zunehmende Mobilität macht es auch schwerer, sozialen Anschluß zu finden, wenn es im Wohnbereich nicht Kontaktpunkte und günstige Anschlußchancen gibt.

Dem stehen gegenüber:

die in Österreich noch vorherrschende Philosophie des lebenslangen Wohnens (die zunehmend mit der tatsächlichen Nachfrage im Widerspruch ist).

Die stark auf Vereinheitlichung und generelle Objektförderung ausgerichtete Wohnpolitik in Österreich widerspricht der Differenzierung der Nachfrage und behindert die Entstehung eines vielfältigen Angebotes.

Die üblichen Zuweisungskriterien stellen ein Hindernis dar (auch bei den Bewohnern selbst, die bei der Wohnungssuche hierauf zu wenig Bedacht nehmen können)

Anmerkung: Zitate aus dem Arbeitspapier „Tendenzen auf dem Wohnungsmarkt“ von Dipl.Ing. Ernst Gehmacher.

Im genossenschaftlichen, aber auch im städtischen Wohnbau wird der Kontakt mit dem künftigen Mieter oder Eigentümer frühestens nach der erfolgreichen Einreichung eines Bauprojektes hergestellt.

In dem Bestreben, möglichst genaue Grundlagen, also Vertragsverhältnisse für den künftigen Nutzer zu erarbeiten, wird die Kontaktnahme noch weiter hinausgeschoben: die Festsetzung der Nutzwerte und der daraus berechneten Mietzinse begründen diese Vorgangsweise. Da erfahrungsgemäß bei der Erstellung der Ausführungspläne und bei der Herstellung der Baulichkeiten weitere Änderungen erforderlich sind (auch aus finanz- und bautechnischen Gründen) kann das Ziel der exakten Vorgabe von Vertragsbe-dingungen für den Mieter nicht zur allgemeinen Zufriedenheit erreicht werden. Auch die Perfektionierung und Beschleunigung der Abläufe kann an dem grundsätzlichen Mangel, der mit der „quotenmäßigen Zuweisung“ bzw. „computerunterstützten Mieterwahl“ nichts ändern.

Wesentliche Aspekte der Wohnungsnachfrage, wie

soziale Harmonisierung, Nachfrage nach dem Wohnen mit Verwandten und Freunden bzw. Abstimmung im Wohnbereich, und auch die Kriterien der Leistbarkeit und des tatsächlichen Bedarfes an Ausstattung bleibt dabei auf der Strecke.

Die Integration auch von Betagten und Behinderten, das verstärkte Anbot an Betreuung für diese Gruppen und auch für die Nachfrage der Jungen legt nahe, Abläufe am sehr langsam reagierenden Wohnungsmarkt verstärkt zu beeinflussen:

damit Wohnungspolitik verstärkt Teil der Sozialpolitik sein kann.